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Am 23. 3. haben Mitglieder der Vereinigung diesen offenen Brief an den Ministerpräsidenten des Saarlandes geschrieben, um die einseitig verfügte Grenzschließung als sinnlos im Kampf gegen das Corona-Virus zu kritisieren.

Brief an den Ministerpräsidenten des Saarlandes

Vereinigung zur Förderung der Zweisprachigkeit -www.multiglotte.net/de

Association pour la promotion du bilinguisme e.V. -www.multiglotte.net/fr

Ansprechpartner: Heiner Bleckmann - Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

der Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus stellt die gesamte Gesellschaft und das Gesundheitssystem vor enorme Herausforderungen. Die Vereinigung zur Förderung der Zweisprachigkeit - Association pour la Promotion du Bilinguisme e.V. unterstützt daher auch ausdrücklich, die Entscheidungen und Bemühungen der Landesregierung zur Eindämmung der Pandemie in unserer Region.

Wir sind aber sehr besorgt darüber, dass die Regierung die nationale Grenze wieder geschlossen hat und dies ohne die Partner in diese gravierende Entscheidung einzubinden. Was ist mit den Bekundungen und ständigen Betonungen der engen Verbundenheit mit den französischen Partnern und mit der Frankreichstrategie, wenn man bei einer solch weitreichenden zwischenstaatlichen Maßnahme den Partner im Vorfeld nicht kontaktiert?

Der Rückfall in nationalstaatliches Denken und Handeln, den wir in Europa zur Zeit an vielen Stellen beobachten, ist eine katastrophale Entwicklung für uns alle.

Die Französische Generalkonsulin in Saarbrücken hatte im SR bereits verdeutlicht, dass sich unsere Nachbarn durch die Aktionen der Landesregierung überrumpelt fühlten und dass es keine Konsultationen im Vorfeld gab. Innenminister Klaus Boullion hat im Fernsehen publikumswirksam demonstriert, wie die Polizei mit Hundertschaften der Bundespolizei auch an kleinen Grenzübergängen Franzosen daran hindert, im Saarland einzukaufen. Als Arbeitnehmer sind sie aber teilweise noch willkommen. Im Nachgang französische und europäische Fahnen zu hissen, ist da nur eine schwache Symbolik.

Wie viele andere Initiativen und Vereine bemüht sich unsere deutsch-französische Vereinigung seit 25 Jahren die grenzüberschreitende Annäherung der Bevölkerung durch vielfältige Veranstaltungen und Aktionen sowohl auf der französischen wie auf derdeutschen Seite zu fördern. Diese Anstrengungen werden nun in Frage gestellt, ebenso35 Jahre Entwicklung im Rahmen des Schengener Abkommens.

Es hat sich aber in unserer Region eine Lebenswirklichkeit entwickelt, die bestimmt ist von einer ganz engen Verzahnung im beruflichen wie im privaten Bereich. So gibt es immer mehr deutsch-französische Ehepaare, die ihren Wohnsitz in Frankreich haben aber ein Ehepartner in Deutschland arbeitet. Oder viele Bewohner französischer Gemeinden mit deutschem Pass. Oder französische Staatsangehörige, die im Saarland z. B. im Gesundheitswesen arbeiten und hier dringend gebraucht werden. Der Einkauf von Saarländern in Frankreich ist genauso beliebt, wie der Einkauf von Franzosen im Saarland.

Wir sind EINE Region.

Der Kampf gegen das Coronavirus erfordert harte Maßnahmen. Er darf aber nicht zur Diskriminierung und sogar Stigmatisierung unserer französischen Nachbarn führen.Jetzt ist Zeit, den Reden zur deutsch-französischen Freundschaft und Kooperation, die wir seit Jahrzehnten hören, Taten folgen zu lassen. Wir sollten uns auch daran erinnern,dass wir nicht nur Franzosen, Deutsche, Belgier, Italiener, Spanier, usw. sind, sondern EUROPÄER und als solche in der Krise handeln

Wie am Samstag bekannt wurde, haben sich Kliniken in Baden-Württemberg und in dreischweizer Kantonen und gestern dann auch in Rheinland-Palz und dem Saarland bereiterklärt, schwerkranke Corona-Patienten aus Frankreich aufzunehmen. Ein guter Schritt der Solidarität.

Es lebe Europa!

Mit freundlichen Grüßen

Monique Bacq, Heiner Bleckmann, Jean-Marie Filliung, Klaus Gerstner, Marie-Louise Girard, Hubert Girard, Wolfgang Handschuch, Dr. Michel Harine, Marie-Hélène Heseler, Ulf Heseler, Eberhard Michel Iba, Prof. Dr. Adolf Kimmel, Jocelyne Klein, Dr. Norbert Klein, Jo Leinen, Dagmar Nagl-Blank, Anne-Marie Schanne, Prof. Dr. Manfred Schmeling, Prof. Dr. Franz Schneider, Prof. Dr. Hans-Jörg Schneider

Mitglieder Vereinigung zur Förderung der Zweisprachigkeit - Association pour la Promotion du Bilinguisme e.V